Dr. Vivien Faustin (Oecotrophologin mit Schwerpunkt Psychologie), Catrin Ranke (M.A. Sozialwissenschaftlerin), Anja Bringmann (Oecotrophologin), Corinna Scheibe (Diätassistentin), Hannah Bartels (Psychologin), Martina Trauschke (Physiotherapeutin), Carola Schlegel (Ärztl. Leiterin Schulungszentrum), Nadine Wagner (Oecotrophologin)

Die Interdisziplinäre Adipositas-Ambulanz an der UMG und das dazugehörige Schulungszentrum verhelfen übergewichtigen Menschen aus der Region zu mehr Lebensqualität im Alltag. Die Patienten erhalten hier ein Rund-um-Paket, welches ihnen hilft, auf Dauer ihr Gewicht zu reduzieren.

Text: Kristin Schild | Fotos: Adipositas Ambulanz

Einmal ohne Scham im Sommer ein Eis schlemmen – dies ist der Traum vieler übergewichtiger Patienten, die sich in der Adipositas-Ambulanz in Göttingen vorstellen. Das Thema Übergewicht ist für viele immer noch mit viel Scham behaftet, daher versuchen sie häufig auf eigene Faust abzunehmen. Doch oft schlagen diese Diäten fehl, denn der Grund der Gewichtszunahme wird meist nicht erkannt.

Das Schulungszentrum >>> Die Interdisziplinäre Adipositas-Ambulanz an der UMG, kann hier eine große Hilfe sein, denn nach einem klärenden Gespräch werden dem Patienten hier individuelle Maßnahmen vorgeschlagen. So bietet das zur Adipositas-Ambulanz dazugehörige Schulungszentrum seit 1993 viele Präventions- und Therapieprogramme für Erwachsene an; zum Beispiel auch die beiden Programme Optifast-16 und Optifast-52 mit einer Laufzeit von 16 bzw. 52 Wochen und einem wöchentlichen Treffen von vier Stunden. Die beiden hocheffektiven Maßnahmen beginnen mit einer Fastenphase und beruhen auf den vier Säulen Ernährungsberatung, Verhaltenstraining, Bewegungstherapie und medizinische Betreuung. Dafür stehen den Teilnehmern erfahrene Oecotrophologen, Psychologen, Physiotherapeuten und Ärzte zur Seite, die den Abnehm-Prozess über den gesamten Zeitraum mitbegleiten. Während der einleitenden Fastenphase werden die Teilnehmer zunächst von ihrem ursprünglichen Essverhalten entkoppelt, und lernen alte Gewohnheiten zu erkennen und zu reflektieren. Nach dieser Phase kommen langsam wieder die gesunden Lebensmittel hinzu, bis es dann in die Stabilisierungsphase geht, in der die neu gelernten Verhaltensmuster trainiert werden können. Dies beinhaltet zum Beispiel Stressbewältigungstherapien, Portionsgrößentraining in der Lehrküche, Kochabende, Supermarkt-Rallyes oder das Ausprobieren neuer Lebensmittel. Doch auch die Bewegung wird gefördert, die sich den individuellen Verfassungen der Teilnehmer anpasst. Wenn das Programm erfolgreich beendet ist, bietet das Schulungszentrum zusätzlich ein Nachsorgeprogramm mit dem Namen Optiflex an, in dem viele verschiedene Events wie Bewegungsangebote und Vorträge, Beratungen oder Kochabende abgehalten werden, die flexibel genutzt werden können. Darüber hinaus bietet das Schulungszentrum auch eine ganze Reihe an Präventionsprogrammen und individuellen Beratungen an, die nicht an das Optifast-Programm geknüpft sind. So richtet sich der Kurs „LEICHTerLEBEN“ beispielsweise an Erwachsene ab 18 Jahre mit einem BMI über 35 und bevorstehender Adipositas-Operation. Die Teilnehmer lernen hier bereits Gewicht zu reduzieren und ihr Essverhalten zu ändern, außerdem haben sie innerhalb der Gruppe die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen.

PD. Dr. Gunther Felmerer (Ärztl. Leiter plastische Chirurgie), Dr. Vivien Faustin (Oecotrophologin mit Schwerpunkt Psychologie), Prof. Dr. Dirk Raddatz (Bereichsleiter Endokrinologie), Carola Schlegel (Ärztl. Leiterin Schulungszentrum), PD Dr. Thilo Sprenger (OA der Allgemeinchirurgie), Kerstin Johanning (Case Managerin)

10 Jahre ADIPOSITAS-CHIRURGIE >>> Bei sehr hohem Körpergewicht oder bei begleitenden Stoffwechselerkrankungen reichen die beschriebenen konservativen Verfahren zur Gewichtsreduktion in der Regel nicht aus. Hier kann dann vielfach nur die Adipositas-Chirurgie weiterhelfen. Voraussetzung für einen operativen Eingriff ist ein Body-Maß-Index von mehr als 40 kg/m². Sollte das Übergewicht von Erkrankungen, insbesondere Diabetes mellitus, Bluthochdruck, erhöhten Cholesterinspiegeln oder dem Schlafapnoesyndrom begleitet sein, ist eine operative Behandlung schon deutlich früher möglich und auch sinnvoll. Studien haben gezeigt, dass vor allem der Diabetes mellitus Typ 2 von einem operativen Eingriff sehr profitiert, häufig sogar verschwindet. Ebenso werden andere Folgeerkrankungen positiv beeinflusst. Das bedeutet, dass ein operativer Eingriff zur Vermeidung schwerwiegender Komplikationen von Diabetes, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen, wie Herzinfarkt und Schlaganfall, z.T. bereits ab einem BMI von 35 kg/m² durchgeführt werden sollte. Die Leitung und wissenschaftliche Begleitung obliegen Professor Dr. Dirk Raddatz, Bereichsleiter in der Klinik für Endokrinologie und gastrointestinale Onkologie. In großen internationalen Studien konnte gezeigt werden, dass neben der Lebensqualität auch die Lebenserwartung von betroffenen Patienten durch eine Adipositas-Operation verbessert wird. Für die Vorbereitung zur Adipositas-Operation existieren klare wissenschaftliche Leitlinien, an denen sich die Kostenträger sehr exakt orientieren. So sind in Deutschland vielfach noch bestimmte Voraussetzungen für die Genehmigung der Operationen notwendig. Mittlerweile kommen verschiedene Operationsverfahren zur Anwendung, so zum Beispiel der Schlauchmagen und verschiedene Arten der Bypass-Operationen. Auf diese Eingriffe hat sich der Oberarzt der Chirurgischen Klinik, Privatdozent Dr. Thilo Sprenger, spezialisiert. Die Operationsmethode hängt von den individuellen Gegebenheiten und Zielen des Eingriffes ab und wird vorab jeweils vom operierenden Chirurgen gemeinsam mit dem Patienten individuell abgestimmt und ausführlich besprochen. Durch diese Eingriffe kann bei adipösen Patienten eine beachtliche Gewichtsreduktion erzielt und gefährliche Stoffwechselerkrankungen deutlich gebessert bzw. sogar geheilt werden. Vor allem Medikamente können nach der Operation erheblich eingespart werden. Seit 10 Jahren bietet die Adipositas-Ambulanz allen Patienten nach erfolgter Operation auch eine lebenslange ganzheitliche Nachsorge, um die erfolgte Gewichtsabnahme dauerhaft zu erhalten. Dieses Nachbetreuungskonzept wird wissenschaftlich weiterentwickelt und nach entsprechenden Standards erfolgreich durchgeführt. Das Team, bestehend aus der Oecotrophologin Frau Dr. Vivien Faustin, der Ärztlichen Leiterin im Schulungszentrum Carola Schlegel und der Case Managerin Kerstin Johanning stehen den operierten Patienten zur Sicherung des Behandlungserfolges langfristig zur Seite und sorgen dafür, dass sich die Patienten gut aufgehoben fühlen und alle anfänglichen Schamgefühle in den Hintergrund rücken. Die Qualität der geleisteten Arbeit spiegelt sich wider in der verliehenen Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) zum Kompetenzzentrum für Adipositas- und metabolische Chirurgie. „Wir verhelfen Menschen zu neuer Lebensqualität“, resümiert Frau Dr. Faustin, „die Chancen im Leben verbessern sich rapide, sei es die Partnerschaft oder der neue Job – das erfüllt uns mit großem Stolz.“

Infoabend
Am 31.8. findet ein Infoabend für das Kurzprogramm Optifast-16 um 17.30 Uhr im Schulungszentrum in der Humboldtallee statt.

Interdisziplinäre
Adipositas-Ambulanz Göttingen
Schulungszentrum
Humboldtallee 32
37073 Göttingen
Telefon: 05 51 / 39-66738
schulungszentrum-adipositas@med.uni-goettingen.de

Sprechzeiten:
Die allgemeine Adipositas-Sprechstunde findet mit Frau Dr. oec. troph. Vivien Faustin immer mittwochs bis freitags von 8-13 Uhr und mittwochs und donnerstags von 14-16 Uhr auf der Ebene 3 (Aufzug B3) der UMG statt.

Universitätsmedizin Göttingen
Interdisziplinäre Adipositas-Ambulanz
(Aufzug B3, Ebene 3)
Klinik für Gastroenterologie und gastrointestinale Onkologie
und Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie
Robert-Koch-Straße 40
37075 Göttingen
Telefon: 05 51 / 39-62136
Fax: 05 51 / 39-62137
adipositas@med.uni-goettingen.de