E-Health wird das Gesundheitswesen in vielen Bereichen verändern. Wir zeigen einen Überblick, welche Möglichkeiten die neuen digitalen Technologien bieten.

Text: Ulrich Drees | Foto: iStock

Der Begriff E-Health beschreibt, dass für die Behandlung und Betreuung von Patienten moderne Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) genutzt werden. Dabei werden Informationen elektronisch verarbeitet, über sichere Datenverbindungen ausgetauscht und Behandlungs- und Betreuungsprozesse von Patientinnen und Patienten unterstützt. Dies geschieht z. B. bei der Übermittlung medizinischer Daten, wie etwa im Rahmen der elektronischen Gesundheitskarte, aber auch bei der elektronischen Patientenakte und bei Anwendungen der Telemedizin. Für sensible Gesundheitsinformationen ist natürlich eine entsprechend sichere Telematikinfrastruktur notwendig. Politisch sollen die Rahmenbedingungen für den Auf- und Ausbau von E-Health als zukunftsweisender Technologie durch ein eigenes Gesetz gefördert werden.

Den Patienten im Blick behalten >>> Auch im Gesundheitswesen bringt das „Internet der Dinge“ zahlreiche Veränderungen mit sich. Über die Nutzung von Wearables oder Telemedizin können Mediziner bereits heute eine verbesserte medizinische Versorgung ihrer Patienten gewährleisten. Ein effizienter Umgang mit Patienten, Personal und Beständen ist ebenso längst keine Science Fiction mehr, wie die Behandlung chronisch kranker Patienten oder die Überwachung eines EKGs, optimierte Medikamentenverschreibungen oder das Messen von Vitalwerten wie Hauttemperatur, Glukosespiegel oder Blutdruck. Als Wearables werden dabei Computertechnologien bezeichnet, die man am Körper oder am Kopf trägt. Sie sind eine Konkretisierung des Ubiquitären Computing, der Allgegenwart der Datenverarbeitung, und ein Teil des Internets der Dinge. Was das konkret bedeuten kann? Beispielsweise wurde 2017 erstmals eine intelligente Pille von der FDA, der Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde der Vereinigten Staaten, genehmigt. Diese sogenannte Smart Pill ist mit einer Überwachungstechnologie ausgestattet, die Dosierungen reguliert und interne Reaktionen überwacht. Ein anderes Beispiel wäre die Kontaktlinse, die Google und Novartis entwickelten, um den Glukosespiegel eines Diabetikers zu überwachen, indem sie dessen Tränenflüssigkeit analysiert und die Werte an eine Insulinpumpe weiterleitet sowie den Patienten alarmiert.

E-Mental Health 
Mit E-Mental Health ist die Anwendung digitaler Inhalte zur Unterstützung und Verbesserung der Behandlung von psychischen Beschwerden gemeint. Dies kann in Form von Gesundheitsapps, Webseiten mit Gesundheitsinformationen und Videosprechstunden mit einem Behandelnden geschehen, um Mediziner von der Prävention über die Diagnostik bis hin zur Behandlung und deren Nachsorge zu unterstützen. Dies ist bereits sehr niedrigschwellig möglich, was gerade in der Präventionsarbeit hilft, wenn etwa Apps und Online-Selbsthilfeprogramme Alkoholikern helfen, ihren Konsum einzuschränken. 

VR, AR und Blockchain >>> Zu den wichtigen Themen im Bereich digitaler Technologie gehören auch die Blockchain-Technologie sowie Augmented (AR) und Virtual Reality (VR). Besonders Letztere werden längst eingesetzt, VR beispielsweise in der Schmerzbehandlung, und AR unterstützt Chirurgen bei der Planung von Operationen.  
Was Blockchains angeht, steht das Gesundheitswesen noch am Anfang möglicher Einsatzgebiete. Bei einem vom Bundesministerium für Gesundheit ausgerichteten Ideenwettbewerb zeichneten sich jedoch spannende erste Anwendungsgebiete ab. Unter 140 eingereichten Ideen wurden beispielsweise Irina Hardt und Dr. Christian Sigler mit dem 1. Platz ausgezeichnet. Sie haben ein digitales Verfahren auf Basis der Blockchain entworfen, mit dessen Hilfe der Kampf gegen den Betäubungsmittelmissbrauch unterstützt werden soll. Das Betäubungsmittelrezept ist nämlich anfällig für Manipulation, Missbrauch und Diebstahl. Wenn das Rezept jedoch in einer privaten Blockchain durch Arztpraxen, Apotheken und Aufsichtsbehörden gemeinsam digital verwaltet wird, kann Missbrauch leichter verhindert und der Verwaltungsaufwand reduziert werden.

Künstliche Intelligenz >>> Geht es um die Verwaltung von Patientendaten bietet sich natürlich auch die sogenannte „Künstliche Intelligenz“ an. Mit den Datenverarbeitungsmöglichkeiten dieser Technologie können Patienten wohl künftig nicht nur die eigenen Gesundheitsdaten besser und vor allem personalisierter nutzen, auch in den Bereichen der bildgebenden Diagnostik, der Wirkstoffforschung und Risikoanalyse ergeben sich spannende Anwendungsgebiete, wenn intelligente Diagnosesysteme in der Medizin beispielsweise helfen, schneller Therapien gegen Krankheiten zu entwickeln.

Sprach- und Chatbots >>> Nicht nur die großen Technologieriesen wie Amazon, Apple, Google oder Microsoft, auch spezialisierte Akteure wie Nuance oder Orbita wollen gezielt geeignete Sprachtechnologien im Gesundheitswesen nutzen. Auch wenn gegenwärtig Chatbots und ähnliche Systeme nur für einige sprachgestützte Funktionen, wie z. B. sprachbasierte Interaktionen mit Instrumenten und Maschinen, geeignet sind, so vermuten Experten jedoch ein großes Potenzial in geprüften klinischen Anwendungsgebieten, wie der Altenpflege, bei der Überwachung chronischer Erkrankungen oder der Optimierung medizinischer Arbeitsabläufe.

Krankenversicherungen >>> E-Health betrifft auch die Krankenversicherer. Immer häufiger werden digitale Gesundheitsleistungen entwickelt, die dabei helfen, im Schadensfall Kosten zu senken, Versicherte über personalisierte Nutzererfahrungen zu binden oder um Prämien an individuelle Gesundheitsdaten zu koppeln. Ottonova, ein Start-up aus der „Höhle der Löwen“, bietet etwa jungen, technikaffinen Gutverdienern Deutschlands erste volldigitalisierte private Krankenversicherung an. Dabei lässt sich alles per Smartphone regeln, Rechnungen können abfotografiert und eingereicht werden, mit dem Kundenservice wird gechattet statt zu telefonieren, selbst der Arztbesuch wird per Videosprechstunde von zu Hause aus absolviert.
Bei all dem ist das Potenzial der E-Health-Technologien sicher noch längst nicht ausgeschöpft, und es bleibt abzuwarten, was vielleicht schon im nächsten Jahr in der praktischen Medizin möglich sein wird.