Ob Pollen, Tierhaare, Milben oder Lebensmittel – Allergiker haben es vor allem in den Sommermonaten nicht leicht. Der Charakter hat sich mal näher mit dem Thema „Allergien“ befasst und einige wissenswerte Fakten zusammengetragen.

Text: Lilly Freitag | Fotos: iStock

Was sind die häufigsten Allergien in Deutschland?
Auf Platz eins liegt der durch Pollen von Gräsern, Bäumen, Kräutern und Blumen ausgelöste Heuschnupfen, an dem fast zwei Drittel der Deutschen leiden. Unter einer Staub- beziehungsweise Milbenallergie leidet rund jeder vierte, dementsprechend ist diese Allergie die zweithäufigste in Deutschland. Der dritte Platz, die Tierhaarallergie, wird meist durch Hunde, Katzen oder Pferde ausgelöst und sorgt bei jedem fünften für unangenehme Symptome wie brennende Augen, laufende Nasen oder Nies- und Hustenreiz. Nahrungsmittel wie Nüsse, Getreide, Fisch, Ei oder Gemüse- und Obstsorten belegen den vierten Platz, denn etwa 18 Prozent zeigen beim Verzehr allergische Symptome.

Wirkt sich die psyche auf eine Allergie aus?
Die Meinungen der Mediziner gehen dort stark auseinander. Die einen stützen die Meinung, dass Allergien eine rein körperliche Sache sind, und die anderen sind der Auffassung, dass viele Allergien auch psychische Ursachen haben. Stress, Angst oder belastende Lebensereignisse können allerdings ein Provokationsfaktor für Allergien sein. So können sich zum Beispiel die Symptome von allergischem Asthma verstärken, oder eine Neurodermitis kann sich verschlimmern.

Behandlung von Allergien auch ohne Medikamente?
Es gibt durchaus Methoden, ohne Medikamente gegen einige Allergien vorzugehen. Zum Beispiel kann man die Schadstoffbelastung, soweit es geht, minimieren. Oft wird auch zu einer Körperentgiftung geraten, beispielsweise mit Algen, grünem Gemüse oder über die Mundschleimhaut mit dem sogenannten Ölziehen. Ebenfalls kann es helfen, den Darm in Ordnung zu bringen, da dieser auch zu einem gestörten Immunsystem beitragen kann und damit eine Allergie begünstigt oder verstärkt. Im ersten Schritt wird dieser gereinigt und danach die Darmflora wieder aufgebaut. Diese zwei Schritte sind aber nicht immer von Erfolg gekrönt, daher sollte man vorher darauf achten, dass man den Körper durch eine basische Ernährung entsäuert.

Was kann man gegen Allergien tun?
Bei den meisten Allergien ist es ratsam, die auslösenden Faktoren zu meiden. Da dies aber nicht immer machbar ist, vor allem bei Heuschnupfen, kann man sich medikamentös behandeln lassen. Bei der Behandlung kommen vor allem frei verkäufliche Antihistaminika wie Cetirizin oder Loratadin zum Einsatz, da sie effektiv und sehr nebenwirkungsarm sind. Eben diese Eigenschaften besitzen auch Kortison-Präparate, die lokal angewendet werden, wenn die frei verkäuflichen Medikamente keine Linderung bringen. Um dem Körper langfristig Linderung zu verschaffen, ist eine spezifische Immuntherapie für den Betroffenen eine weitere nützliche Option. Bei der Therapie werden die Auslöser der Allergie in langsam steigenden Dosen entweder als Lösung oder in Tablettenform oral eingenommen. Alternativ können sie auch als Injektion gespritzt werden.

Ist zu viel Hygiene ein Auslöser für eine Allergie?
Eine Studie zeigt, dass Menschen, die auf einem Bauernhof aufgewachsen sind, seltener an Allergien erkranken als Menschen, die in der Stadt groß geworden sind. Ebenso verhält es sich bei Geschwisterkindern. Der Grund ist, dass Menschen, die in ihrer Kindheit viel mit Erregern in Kontakt gekommen sind, nicht so schnell eine Überreaktion entwickeln. Dieser Kontakt stärkt das Immunsystem und wirkt präventiv gegen Allergien. Bei zu viel Hygiene, egal, ob im Erwachsenen- oder Kindesalter, fehlt der Kontakt mit den Keinem, was den Körper tendenziell dazu neigen lässt, eine Überreaktion, sprich eine Allergie, zu entwickeln.

Allergien und die aktuellen Zahlen
Jeder dritte Deutsche leider derzeit unter einer Allergie. Dabei sind Frauen mit rund 36 Prozent häufiger betroffen als Männer, die auf etwa 24 Prozent kommen. Unter Kindern und Jugendlichen leiden 26 Prozent unter einer allergischen Erkrankung. Europaweit sind etwa 60 Millionen Menschen betroffen, und weltweit sind es etwa 34 Prozent der Bevölkerung. Die Zahlen von den Betroffenen haben sich in den letzten Jahren verzehnfacht und steigen weiterhin an.

Was ist eigentlich eine Licht- oder Vibrationsallergie?
Bei einer Lichtallergie verträgt der Betroffene die UV-A- und die UV-B-Strahlung nicht. Wie bei jeder Allergie gibt es unterschiedliche Ausprägungen, die Symptome reichen von einem einfachen Juckreiz bis zu einer Blasenbildung auf der Haut und treten im Regelfall mit Verzögerung auf; so kann es erst einige Tage dauern, bis die Haut auf die Sonnenstrahlung reagiert. Anders bei einer Vibrationsallergie, hier sorgen schon kleinste Erschütterungen, wie zum Beispiel die Vibration eines Handys, für eine direkte und schmerzhafte Reaktion. Rötungen, Ausschlag, Kopfschmerzen und ein metallischer Geschmack im Mund halten aber meist nicht länger als eine Stunde an. Diese Allergie ist sehr selten und wird nur innerhalb der Familie weitergegeben.

Welche Rolle spielt die Umwelt?
Es ist erwiesen, dass die Umwelt eine Rolle für die Entwicklung und den Ausbruch von Allergien spielt. In einer Studie, in der Bewohner aus West- und Ostdeutschland untersucht wurden, zeigte sich, dass die Patienten aus Ostdeutschland deutlich weniger Allergien hatten, als die Patienten aus Westdeutschland; dies lässt sich vermutlich auf unterschiedliche partikuläre Umweltstoffe zurückführen. So war in Ostdeutschland das Vorkommen von groben Rußpartikeln in der Luft ausgeprägter als in Westdeutschland. Dafür traten in Westdeutschland eher flüchtige organische Substanzen in Form von ultrafeinen Partikeln auf. Daraus ließ sich ableiten, dass eben diese Partikel förderlich für die Entstehung von Allergien sein könnten. Ebenfalls ist erwiesen, dass auch Schimmel in der Wohnung Allergien bekräftigen kann.

Was passiert bei einer Allergie im Körper?
Bei einer allergischen Reaktion laufen in unserem Körper vier Vorgänge ab. Der erste Vorgang ist der Kontakt des Allergens mit der Haut oder der Schleimhaut. Dort lösen sich winzig kleine Eiweißverbindungen, sogenannte Peptide; diese durchdringen im zweiten Vorgang die Hautbarriere und docken an IgE-Antikörper an, die mit einer Mastzelle verbunden sind. Bei der Verbindung des Allergens mit dem Antikörper und der Mastzelle wird der in der Mastzelle gespeicherte Botenstoff Histamin ausgeschüttet. Der letzte Vorgang ist die Wirkung des ausgeschütteten Histamins. Dieses kann die Haut anschwellen lassen, Juckreiz verursachen, Sekret produzieren oder die Atemwege verengen.

Sind Allergien vererbbar?
Es ist erwiesen, dass die Veranlagung für Allergien in unseren Genen liegen kann. Bei einem Elternteil liegt die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind auch Allergien entwickelt, bei rund 30 Prozent; sind beide Elternteile betroffen, steigt die Chance sogar auf über 60 Prozent. Hat ein Geschwisterkind eine Allergie, entwickeln sich bei 25 bis 35 Prozent der Kinder ebenfalls allergische Symptome. Falls keine familiäre Vorbelastung vorhanden ist, liegt die Chance, eine Allergie zu entwickeln, aber immerhin bei 5 bis 15 Prozent.