Judith Kara, die Inhaberin der Göttinger Ballettschule art la danse und Leiterin des Ensemble art la danse, hat turbulente Wochen hinter sich, denn auch die Tanzschulen waren 10 Wochen vom Lockdown betroffen, der Tanz-Kultur-Bereich ist es immer noch.

Text: Ulrich Drees | Foto: Peter Heller

„Wenn durch „höhere Gewalt“ plötzlich der gewohnte Alltag auf NULL gesetzt wird, kein Unterricht, kein Training, keine Auftritte mehr möglich sind,  und die Alte Fechthalle leer und leise ist, dann beschleicht einen ein merkwürdiges Gefühl. Aus der anfänglichen Starre und kreativen Leere erwuchs aber bald ein Handlungswille, der zwar noch nicht von Optimismus geprägt war, aber immerhin vom Ehrgeiz, sich durch Positionspapiere, Solo-Selbstständigen-Fonds u. a. zu lesen und sich nicht von Absagen oder der Erkenntnis, dass viele Hilfsangebote nicht auf die eigene Situation zugeschnitten waren, abschrecken zu lassen.

Gestärkt wurde mein Optimismus von solidarischen Schülern, die weiterhin zahlten, obwohl nur „wohnzimmergerecht“ eingetanzte Videos über YouTube die Zeit überbrücken konnten, von der Hilfsaktion über KUNST e.V. für in Not geratene Künstlerinnen und Künstler sowie von Patenschaften seitens Göttinger Freunde, die Mitgliedsbeiträge von Schülern übernahmen, die selbst nicht mehr zahlen konnten, und dies auch noch über den Sommer hinaus tun werden. Da wuchs die Erkenntnis, dass es weitergehen konnte.

Darüber hinaus wurde mir bewusst, wie wichtig der Zusammenhalt in dieser Zeit war und ist. Als Künstlerin und Pädagogin habe ich das Glück, sowohl mit dem Publikum als auch mit meinen Schülerinnen und Schülern einen sehr direkten Kontakt erleben zu dürfen. Zu erfahren, dass dieser auch durch den Corona-Lockdown nicht wegfiel, sondern sich nur andere Wege suchte, war eine besondere Erfahrung.

Auch meine Schüler haben auf ihre Art viel zurückgegeben, indem sie selbst Videos eintanzten, aus denen ich schließlich einen Clip zusammengeschnitten habe. So waren auf einmal über die Protagonisten hinaus alle irgendwie wieder beisammen.

Ich habe außerdem endlich die Zeit gehabt, für das Ensemble der Schule, das in den letzten 15 Jahren viele künstlerische Auftritte präsentierte und an Kooperationen mit den verschiedensten Kulturinstitutionen der Stadt beteiligt war, eine eigene Website zu gestalten: www.ensemble-artladanse.de

Und nun darf es zumindest pädagogisch weitergehen. Die große Alte Fechthalle ist abstands- & hygienegerecht vorbereitet, und der Unterricht startete am 25. Mai erfolgreich und hoch motiviert.

Kulturell muss zwar die choreografische Arbeit noch warten, aber die Hoffnung und der Optimismus sterben ja bekanntlich zuletzt …“

Judith Kara